Mit Fahrer Volkmar auf Tour
Höchste Konzentration beim Fahren, Wegstrecke mit dem Routenplan prüfen, Small-Talk mit den Fahrgästen führen, Fahraufträge dokumentieren, alles immer im Blick behalten, all dies und noch viel mehr gehört zu den Aufgaben unserer Fahrerinnen und Fahrer im Fahrdienst. Wir begleiteten Volkmar Deutscher einen Tag lang und sind begeistert wie routiniert er seiner Tätigkeit nachgeht und wie viel Verantwortung aber auch Entscheidungen an einem Tag notwendig sind.
Seit sechs Jahren ist Volkmar Deutscher bei uns im Fahrdienst tätig. Der gelernte Landmaschinenschlosser startet in den frühen Morgenstunden von der Walther-Rathenau-Straße 1 in Wurzen. 6:30 Uhr ist die erste Schülerin in Waldsteinberg abzuholen. Zwei weitere Schüler holt er anschließend von ihrem Zuhause ab und bringt alle pünktlich zur Schule.
„Früh und nachmittags fahren wir die Schülertouren. Aufgrund der unterschiedlichen Einschränkungen sind die Kinder auf uns angewiesen.“ erzählt uns Volkmar.
Insgesamt werden 75 Schüler vom Team des Fahrdienstes zur Schule gebracht.
‚FD 19‘ so ist das Kennzeichen von seinem Ford Transit. Dieses Fahrzeug kann für verschiedene Transporte eingesetzt werden: mit Rollstuhl, im Tragestuhl oder auch liegend. Heute hat Volkmar einen Tragestuhl dabei und vorsichtshalber auch einen Rollstuhl.
„Man weiß nie, ich habe schon oft erlebt, dass angegeben ist, dass der Fahrgast einen eigenen Rolli hat, aber dann war es doch nicht so.“ berichtet Volkmar aus Erfahrung.
Wir fahren als nächstes zum Neurologisches Rehabilitationszentrum in Bennewitz. In der Einfahrt vor der Klinik treffen wir auf weitere Kollegen vom Fahrdienst sowie auch vom Rettungsdienst. Volkmar steuert ganz selbstverständlich Station D2 an. Er kennt das Haus und auch das Stationspersonal. Sein Fahrgast freut sich schon so sehr auf die Heimfahrt. Er strahlt als Volkmar das Patientenzimmer betritt, denn er war seit Monaten nicht zu Hause. Ein paar kurze Absprachen, dann packt Volkmar zunächst die vielen Taschen und Koffer ins Fahrzeug und achtet penibel darauf, dass er dabei nichts vergisst.
Als nächstes geht es um eine Fahrt zu einem Facharzt in einem über 80 km entfernten Krankenhaus.
„Ich fahre gern. Manchmal sind 1.000 km in der Woche auf der Uhr.“
Für die Patientin steht heute ein ganz wichtiger Untersuchungstermin an. Frau F. wird mit einem Tragestuhl von Volkmar und einem Kollegen, der bei der Abholung hinzugekommen ist, die Treppen in einem Mehrfamilienhaus hinuntergetragen. Es ist eine Anspannung bei ihr zu spüren, denn es geht um einen wichtigen Untersuchungstermin. Während der Fahrt lockert ein Gespräch die Atmosphäre. Die Parksituation vorm Krankenhaus gestaltet sich schwierig. Volkmar begleitet die Patientin bis vor die Tür des Chefarztes in der zweiten Etage. Eine weitere Untersuchung wird plötzlich fällig, die gleich noch mit durchführt werden muss. Sie ist zwingend für die Beurteilung und Weiterbehandlung notwendig. In den überfüllten Wartebereichen der einzelnen Stationen ist Volkmar Deutscher in diesem Moment nicht nur Fahrer, sondern die bestärkende und unterstützende Stimme sowie auch selbstverständlich auch Organisator für seine Kundin. Am Ende ist alles gut, ein positiver Verlauf wird festgestellt. Die Heimfahrt kann angetreten werden.
Menschen zu helfen, von A nach B zu kommen, ist nicht irgendein Job. Es ist eine Berufung. Denn es gehört so viel dazu, was von außen nicht sichtbar ist, wenn man die Fahrzeuge unseres Fahrdienstes auf der Straße fahren oder parken sieht.
Leider müssen unsere Fahrer auch ab und zu mit schroffen Anfeindungen von Bürgern zurechtkommen. Auch diese Situation erleben wir auf der Tour, als Volkmar gerade die Rampe am Fahrzeug ausgeklappt hat, um ein Kind im Kinderwagen abzuholen. „Das erleben wir oft, aber wir können gut damit umgehen.“ erzählt uns Volkmar. Dies stimmt uns traurig und nachdenklich, da unsere Fahrer im Dienst für so viele Menschen unabhängig von Alter, Herkunft oder einer Einschränkung tagtäglich auf Tour sind, um ihnen ihre Mobilität zu ermöglichen.
Wir danken Volkmar und dem ganzen Team für ihren täglich Einsatz auf den Straßen. Denn die 35 Kolleginnen und Kollegen sind sieben Tage die Woche unterwegs, wenn es heißt Fahrten ins Krankenhaus, zum Arzt, zur Dialyse, zur Schule oder auch zu privaten Veranstaltungen am Wochenende.
(Das Interview wurde am 13.4.2022 durchgeführt.)