#Weltflüchtlingstag2022
Olga und Katja sitzen in der Migrationsberatungsstelle des DRK in Grimma und berichten sichtbar geschockt von den Bildern ihrer Flucht aus der Südukraine: "Täglich sind die Raketen und Bomben in unserer Nachbarschaft auf die Häuser und Straßen gefallen. Regelmäßig gab es Stromausfälle und die Heizung funktionierte nicht mehr. Die Kinder haben wir in einem Luftschutzkeller in einem abgelegenen Fabrikgelände untergebracht. Dort waren auch viele Kinder ohne Eltern. Die Angst war immer da und irgendwann konnten wir nicht mehr bleiben." Eine Dolmetscherin übersetzt die Worte der beiden Frauen simultan aus dem Ukrainischen ins Deutsche. Als über die Kinder gesprochen wird, kommt sie aus dem Rhythmus und beginnt selbst zu weinen. Unterdessen erreichen das Team der Migrationsberatung verzweifelte Nachrichten von geflüchteten Menschen aus den umkämpften Städten Mariopol und Charkiv. Doch es sind nicht nur Menschen aus der Ukraine, die aus ihren Heimatländern flüchten müssen oder vertreiben werden. Anlässlich zum heutigen Weltflüchtlingstag hat das UNHCR seinen jährlichen Weltfluchtbericht veröffentlicht. Mit 100 Millionen Flüchtlingen weltweit hat sich die Zahl der Vertriebenen in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Doch nicht nur Krieg, Verfolgung und politische Instabilität tragen zum stetigen Anwachsen der Not bei, sondern auch Nahrungsmittelknappheit, Inflation und Klimakrise zwingen viele Menschen zur Flucht.
Mehr als 800 Personen haben im letzten Jahr in über 1700 Migrationsberatungen Hilfe und Unterstützung in nahezu allen erdenklichen Themenbereichen erhalten. Für die MigrationsberaterInnen im DRK Muldental heißt das auch, globalen Herausforderungen ganz konkret auf lokaler Ebene zu begegnen. Denn hinter jeder Zahl und jeder Statistik steht ein individuelles Schicksal. "Das fängt mit dem Ankommen vor Ort und der Orientierung in der deutschen Bürokratie an, geht über Fragen zum Spracherwerb, Kinderbetreuung, medizinische Versorgung, Anerkennung von Zeugnissen, Arbeit, Ausbildung, Wohnungssuche, soziale Kontakte, Freizeitgestaltung, Familienzusammenführung bis hin zur Einbürgerung.", fasst der Teamleiter der Migrationsberatung Sebastian Koch zusammen. Glücklicherweise konnte das DRK vor wenigen Tagen eine neue Beratungsstelle in Borna besetzten. Damit besteht nun auch für Menschen mit einer Aufenthaltserlaubnis und für EU-Bürgerinnen ein Beratungsangebot in unserem Nachbarkreisverband. Dank der Anstrengungen des DRK Landesverbands und der unkomplizierten Zusammenarbeit der Kreisverbände Muldental und Leipzig Land sowie dem Landratsamt des Landkreises, konnte kurzfristig der Rahmen für ein neues Angebot in Borna ermöglicht werden.
Es gibt weiterhin noch viel zu tun
"Die Aufmerksamkeit und der Fokus auf die Ukraine sind mehr als verständlich und wir freuen uns über die große Hilfsbereitschaft aus allen Teilen der Bevölkerung. Aber wir dürfen nicht die Hilfsbedarfe von Menschen vergessen, die aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind oder noch darauf warten zu ihren Familienangehörigen nachzukommen."
Die Aufgabe der MBE umfasst mehr als nur die Beratung der Hilfesuchenden. Sie ist ebenso ein Scharnier für die Sensibilisierung von Regeldiensten und öffentlichen Stellen. Hierzu gehört auch der Aufgabenbereich der Interkulturellen Öffnung: "Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und auch das DRK ist in vielen Punkten vielfältiger und offener geworden. Mit Blick auf die Herausforderungen der Zukunft werden wir aber auch hier noch mehr tun müssen."